Sandmücken und Leishmaniose

Die Rundmail Nr. 2

 


 Rundschreiben Nr. 2 vom 03.09.2000 - Aktuelle Meldungen zur Leishmaniose

  

 Zum Inhalt:

  

 Zwei neue Fälle bei Kleinkindern in Deutschland - von mir verändert und ergänzt.

 Einige Informationen zum aussergewöhnlichen Auftreten von Leishmaniose in anderen Regionen dieser Erde.

 Meldestelle für Leishmaniose in Berlin.

 

Leishmaniose in Spanien / Deutschland

 

 Fall 1: Im Juli 2000 erkrankte ein acht Monate altes Kind an einer viszeralen Leishmaniose. Das Mädchen ist in Bayern geboren und war bislang noch nie im Ausland gewesen. Die Mutter des Kindes war während der Schwangerschaft (29.-32. Woche) nach Spanien in die Nähe von Alicante gereist. Während dieses Aufenthaltes, wurde die Mutter durch Sandmückenstiche mit Leishmanien (Erreger der Leishmaniose) infiziert. Die Erreger wurden über den Blutweg von der Mutter auf das Kind übertragen. Die Mutter selbst erkrankte nicht und zeigte auch keinerlei Beschwerden. Acht Monate nach der Geburt, zeigte das Kind erste Krankheitszeichen einer sog. Kala-Azar (Leishmaniose bei der die inneren Organe befallen werden). Durch eine rechtzeitige Diagnosestellung konnte eine Behandlung frühzeitig eingeleitet werden, so dass das Kind nach 10 Tagen beschwerdefrei war. Während bei gesunden Personen die Leishmanien in vielen Fällen durch das Immunsystem abgewehrt werden, stellen die Erreger für Personen mit einer Immunschwäche wie z.B. Aidskranke, ein erhöhtes Risiko dar. In Spanien wurden im Zeitraum von 1996 bis 1998 412 Koinfektionen Aids/Leishmaniose gemeldet. Das Übertragungsrisiko durch den gemeinsamen Gebrauch von Nadeln beim Drogenmissbrauch stellt ebenfalls ein erhöhtes Risiko dar.

 

Leishmaniose in Südeuropa / Deutschland

 

 Fall 2: Ein 16-Monate alter Junge wurde in das Kinderkrankenhaus in Stuttgart eingewiesen. Die zurückliegenden 4 Wochen hatte er immer wiederkehrendes Fieber, zeigte abnehmenden Appetit, allgemeine Schwäche, Müdigkeit sowie Schlafstörungen. Bei der Gebuhrt war er gesund, sowie auch die folgenden 15 Monate. Bei der Einweisung zeigten sich Vergrösserungen der Lymphknoten, sowie Milz- und Lebervergrösserung. Diverse Erkrankungen wurden differentialdiagnostisch ausgeschlossen, und ein positiver Titer gegenLeishmania-Antikörper festgestellt. In einer Leber- und Knochenmarksbiopsie konnten keine intrazellulären amastigoten Leishmanien gefunden werden. Die Kultur des bioptischen Materials gelang, und promastigote Leishmanien wurden sichtbar. Der Parasit wurde durch Southern Blot als Leishmania infantum identifiziert. Der Patient wurde mit antimonhaltigen Präparaten therapiert, und konnte nach 4 Wochen entlassen werden.

 Auch dieses Kind hatte Deutschland nie verlassen, seine Mutter jadoch hatte einen positiven Antikörpertiter gegen den Leishmania donovani Komplex. Vor der Geburt des Kindes reiste die Mutter häufig in Leishmaniose-endemische Mittelmeerländer, so Portugal, Malta und Korsika. In diesem Fall wurde gezeigt, daß die nicht-symptomatische Mutter eine subklinische Infektion mit Leishmanien hatte, welche durch die Schwangerschaft reaktiviert wurde, und dann congenital auf das Kind übertragen wurde.

  

 Zur Vorbeugung also:

 Flugzeiten der Sandmücken beachten ! Die hauptsächlichen Flugzeiten der Sandmückenarten Südeuropas befinden sich in den Monaten Juni und August. In diesen Monaten besteht ein erhöhtes Risiko sich eine Harara, eine allergische Stichreaktion auf Sandmückenstiche einzuhandeln (siehe mein unfreiwilliges Eigenexperiment auf Gibraltar). Das höchste Risiko sich mit Leishmaniose durch einen infektiösen Sandmückenstich zu infizieren besteht im September, denn zu dieser Zeit ist die Durchseuchungsrate bei den Sandmücken am Höchsten. Betroffen ist vor allem der Mittelmeerraum (wie z.B. Frankreich, Italien, Spanien und Portugal) v.a. in den Küstenregionen sowie auf den Inseln im Mittelmeer wie z. B. den Balearen (Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera), Korsika, Sardinien, Malta, Elba und selbstverständlich Griechenland.

  

Leishmaniose in der Türkei:

 Die Stadt Sanliurfa in der Adana Provinz ist ein äusserst aktiver Focus kutaner Leishmaniose der Türkei. Bei einer Epidemie 1983 traten in dieser Region 1'741 Fälle auf. Von 1987 bis 1997 zählte man insgesamt 3'074 Fälle in der Gegend um Sanliurfa. Nach wie vor kommt in dieser Region alljählich zu 200 bis 300 Neuinfektionen. Betrachtet man die gesamte Türkei, so kam es 1994 zu 4'000 Neuinfektionenkutaner Leishmaniose , woran sich bis heute kaum etwas geändert hat.

  

Leishmaniose im Nepal:

 Seit Mitte Juni 2000 (Beginn der Monsunzeit) werden aus dem Süden Nepals, dem Terai Distrikt, vermehrt Leishmaniose Erkrankungsfälle gemeldet. Insbesondere handelt es sich hier um die sog. Kala Azar (viszerale Leishmaniose). Die meisten Erkrankungsfälle von Kala Azar treten in den Monaten April bis September auf, wobei der Erkrankungsgipfel zumeist im Juli liegt. Die medizinische Versorgung in den betroffenen Gebieten v.a. Parsa, Bara, Rautahat und Sarlahi ist stark eingeschränkt.

  

Leishmaniose in Nicaragua:

 Zur Zeit werden gehäuft Hautleishmaniose-Fälle aus der Region Nueva Guinea gemeldet.

  

Leishmaniose in Kenia:

 DieLeishmaniose (v.a. Kala Azar) tritt sporadisch, zur Zeit vor allem im Norden (Wajir-District) und Osten des Landes, mit vereinzelnten Todesfällen, auf.

  

 Weltweite Situation:

 Die Leishmaniose ist auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Australien verbreitet. Insgesamt schätzt man ca. 12 Millionen Leishmaniose-Erkrankte weltweit und ca. 12 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr.

  

 MELDESTELLE FÜR LEISHMANIOSE IN DEUTSCHLAND:

 Um eine Optimierung der Früherkennung von Leishmaniosen nach Reiserückkehr, sowie eine Verbesserung der Beratung von Reisenden zu erzielen hat das Institut für Tropenmedizin in Berlin, eine Melde- und Referenzstelle für Leishmaniosen eingerichtet. Hier können Ärzte Informationen zur Diagnose und Therapie erhalten.

 Mehr Informationen erhalten Sie unter www.charite.de/tropenmedizin

  

 Soweit für heute, und wieder aus Deutschland,

  

 Torsten

   

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