Sandmücken und Leishmaniose

Untersuchungen zur Vektorkontrolle von Sandmücken in Nordost-Griechenland

 


Einen Schwerpunkt dieser Arbeit bildete die jahreszeitliche Verbreitung der griechischen Phlebotomenarten:

 Während dieser fünfjährigen (1993-1997) Untersuchung über Sandmücken in Nordost-Griechenland wurden Habitate entdeckt, die von verschiedenen Sandmückenarten bevorzugt wurden. In Kallithea (bei Drama) wurde Phlebotomus neglectus, nachgewiesener Vektor viszeraler Leishmaniose (Kala-Azar), als dominante Sandmückenart in Gemeinschaft mit dem Menschen an höhenexponierten Standorten relativ feuchter Regionen (Bergdörfer, Klosteranlagen) angetroffen. Die Art produzierte 1997 zwei Generationen mit Höhepunkten der Vorkommen Ende Juni und Anfang August. Ph. sergenti (heute: Ph. similis), vermuteter Vektor kutaner Leishmaniose, flog als höhlenbewohnende Art in der Höhle von Mara (Piges bei Drama), bildete eine Generation pro Saison und war hauptsächlich im August 1997 präsent. Anfang September war Ph. neglectus in der Höhle die häufigste Art. Ph. simici, vermuteter Vektor von Kala-Azar, flog zahlreich in der trockenen Gegend von Petralona (Chalkidiki). Diese Sandmückenart erschien die gesamte Saison über an verschiedenen Plätzen in und um Petralona, eine Generationsbildung war nicht erkennbar. Ph. simici trat sympatrisch mit Ph. perfiliewi auf, jedoch in Abhängigkeit von der jeweiligen Höhenlage. Je höher der Standort, desto höher war der Prozentsatz gefangener Ph. simici. Auf 400 m. ü. NN ist in dieser trockenen Region mit einem fast ausschließlichen Vorkommen von Ph. simici zu rechnen. Ph. tobbi und Ph. perfiliewi, beides vermutete Vektoren von Kala-Azar, wurden zahlreich in einem Stall in Polichrono (Chalkidiki) und auf einer Schafsfarm (der Gaganios Farm) in Plagiari (bei Thessaloniki) gefangen. Die Generationen dieser Sandmückenspezies wechselten sich in Polichrono 1994 ab, es waren drei Ph. tobbi- und zwei Ph. perfiliewi- Generationen. 1995, als das Wetter auf Chalkidiki kälter und regnerischer als 1994 war, wurde Ph. tobbi selten gefangen, aber Ph. perfiliewi entwickelte wieder zwei Generationen. Ph. perfiliewi erschien als dominante Sandmückenart in niedriger Höhenlage assoziiert mit Schafen.

Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Laborzucht verschiedener Phlebotomenarten dar:

 Zur Zucht von Sandmücken wurde ein neuartiges System entwickelt. Die Sandmückenarten Ph. perfiliewi, Ph. neglectus und Ph. sergenti (heute: Ph. similis) wurden in Glasfiltertiegeln gezüchtet. Zur Zucht von Sergentomyia dentata und Se. minuta wurden diese Tiegel zusätzlich mit Glaskugeln befüllt. Die Weibchen dieser Arten sind nach dem Blutmahl für mindestens zwei Tage außer Stande zu fliegen, können jedoch kapillar gebundenes Wasser aus den Zwischenräumen der Glaskugeln aufnehmen. Weiterhin zeigen die Larven dieser Sandmückenarten ein geopositives Verhalten. Als potentielle Wirte dieser beiden Sandmückenarten wurden die GeckoartenHemidactylus turcicus und Cyrtodactylus kotschyi entdeckt. Die Blutmahlzeit an den Reptilien dauerte bis zu 78 Minuten.

 Schließlich konnten Sandmückenbrutplätze im Freiland von Ph. perfiliewi, Ph. tobbi, Sergentomyia dentata und Se. minuta durch Präimaginalfunde (Larven, Puppen) gefunden werden. So brütet Ph. perfiliewi in einem Graben am tiefsten und feuchtesten Punkt eines Geländes (in Plagiari) und im feuchten Bodenbereich einer Wasserpumpstation (in Polichrono). Ph. tobbi brütete ebenfalls in dem Graben (in Plagiari), aber auch in einem Brunnen (in Kriopigi). Larven von  Se. dentata und Se. minuta wurden ausschließlich in diesem Brunnen gefunden.

Insektizidaustestung:

 Im Labor wurde die Wirksamkeit des synthetischen-cyano Pyrethroids Cyfluthrin und des Larvizids bzw. Chitinsynthesehemmers Triflumuron gegen Sandmücken getestet. Ein 15-Sekunden-Kontakt der Sandmücke Ph. perfiliewi mit einem mit 50 mg/m2 Cyfluthrin imprägnierten feinmaschigen Netz erwies sich für mehr als 90% der Sandmücken als tödlich. Triflumuron im Larvalfutter von Ph. perfiliewi appliziert, ließ schon bei einer Konzentration von 1 mg/m2 keine adulte Sandmücke mehr entstehen. Auf imprägnierter Fläche zeigte Triflumuron auch bei einer Konzentration von 10% keinen abweisenden Effekt auf adulte Ph. neglectus, Ph. perfiliewi und Se. dentata. Werden Weibchen von Se. dentata oder Se. minuta, die sich am Wirt Cyrtodactylus kotschyi oderHemidactylus turcicus mit Blut vollgesogen hatten, drei Sekunden lang in Kontakt mit Filterpapier gebracht, das mit 3%igem Triflumuron imprägniert war, so entwickelte sich nach erfolgter Überwinterung aus 2,1% der abgelegten Eier die Filialgeneration (Kontrolle: 28,1%). Nach einem Kontakt der Parentalgeneration von 20 Sekunden mit dem imprägnierten Filterpapier entwickelte sich die Filialgeneration nicht mehr.

 Der Chitinsynthesehemmer Triflumuron wurde im Freilandexperiment in einer Region getestet, in der Ph. perfiliewi zwei Generationen pro Saison bildet. In Plagiari (nahe Thessaloniki) wurde eine Farm (die Gaganios Farm) als Versuchsobjekt ausgewählt, auf der Ph. perfiliewi in sehr hoher Dichte auftrat. Die erste saisonale Generation im Juni 1995 wurde als Kontrolle gewählt. Am Ende der ersten Generation wurde im Juli 1995 auf 800 m2 Bodenfläche der Farm Triflumuron mit einer Konzentration von 500 mg/m2 ausgebracht. Die Wände und die Dachinnenseiten (weitere 1'000 m2) wurden mit Triflumuron und Cyfluthrin besprüht. Die zweite saisonale Generation im August und September 1995 erschien auf der Farm in unverminderter Dichte. Als Erklärung wurde angenommen, daß sich die Brutplätze von Ph. perfiliewi nicht auf dieser Farm befinden. Im Mai 1996 wurde ein Graben 140 m von der Farm entfernt als Larvalbrutplatz identifiziert. Auch im Juni 1996 wurde auf der Farm eine hohe Sandmückendichte während der ersten Generation der Saison festgestellt, und daher im Juli 1996 in dem Graben Triflumuron mit einer Konzentration von 48 - 96 mg/m2 auf insgesamt 3'000 m2 ausgebracht. Die zweite Generation von Ph. perfiliewi erschien auf der Farm im August und September 1996 jedoch deutlich reduziert.

 

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