Sandmücken und Leishmaniose

Die Sandmückenart Phlebotomus sergenti

 


In der Originalbeschreibung 1917 wurde Phlebotomus sergenti von Parrot nur als Männchen beschrieben. Das Exemplar stammte aus Mac-Mahon (Constantine, Algerien). Franca beschrieb 1918 das Weibchen von Ph. sergenti aus Collares  (Portugal).

 

Geographische Verbreitung

Phlebotomus sergenti kommt in Europa in Frankreich (inkl. Korsika), Süd-Griechenland, Italien (inkl. Sizilien), Portugal, Spanien und auf Zypern vor. Weiterhin findet man Ph. sergenti in Nordafrika in Ägypten, Algerien, Marokko und Tunesien, sowie in Afghanistan, Ethiopien, Indien, im Iran und Irak, in Israel, Jordanien, im Libanon, in Libyen und Mali, auf Malta, im Nepal, in Niger, Pakistan, Rumänien, Saudi Arabien und Somalia, in Syrien, in der Türkei und Tschechoslowakei und in Rußland (Kasachstan, 'Transkaukasien' und in Zentral-Asien).

 

Vektorkompetenz

Phlebotomus sergenti ist nachgewiesener Vektor kutaner Leishmaniose (Leishmania major) in Israel und nachgewiesener Vektor kutaner Leishmaniose (Leishmania tropica) in Griechenland, in der Türkei, in Marokko und Saudi Arabien, sowie vermuteter Vektor kutaner Leishmaniose (L. tropica und L. major) in Afghanistan, im Iran und Irak, in Indien und Rußland und vermuteter Vektor viszeraler Leishmaniose (L. infantum) in Griechenland.

1938 ließen Adler et al. in Griechenland auf Kreta Phlebotomus sergenti an einem mit Leishmania infantum natürlich infizierten Hund Blut saugen. Die Infektionsrate war gering, verglichen mit der von Ph. major (= Ph. neglectus). In der gleichen Arbeit ließen die Authoren Ph. sergenti an den Hautläsionen kutaner Leishmaniose (L. tropica) am Menschen Blut saugen. Die Infektionsrate von Ph. sergenti war hoch, verglichen mit der von Ph. papatasi. Hier wurde bereits darauf hingewiesen, daß Ph. papatasi keine signifikante Rolle in der Übertragung von L. tropica ist, hingegen Ph. sergenti als der hauptsächliche Überträger erscheint.

1984 fanden Schlein et al. in Israel im Jordan Valley in der Arava-Region Phlebotomus sergenti, welche mit Leishmanien (Leishmania major) infiziert waren. Die Durchseuchungsrate infizierterPh. sergenti lag 7.1% (1/14).

1988 fanden Al Zahrani et al. in Saudi Arabien in des Asir Mountains in ca. 2'000 m. ü. NN nahe Abha Phlebotomus sergenti, welche mit Leishmanien (Leishmania tropica) infiziert waren. Die Durchseuchungsrate infizierter Ph. sergenti lag 1.4% (2/140).

1991 isolierten Pratlong et al., sowie Guilvard et al. in Marokko in der Provinz Azilal im Atlasgebirgeaus Phlebotomus sergenti 89 (!) Leishmania tropica- Stämme. Diese wurden den L. tropica- Zymodemen MON-102 (einen Stamm), MON-107 (56 Stämme), MON-122 (zwei Stämme) und MON-123 (15 Stämme) zugeordnet. Die Durchseuchungsrate infizierter Ph. sergenti lag im Juni bei 0%, im August bei 1.3% und im Oktober 9.9%.

 Im Leishmaniosefocus Sanliurfa in der Südost-Türkei ist Phlebotomus sergenti als Vektor von Leishmania tropica bekannt.In der Türkei wurden 1990 etwa 550 Fälle kutaner Leishmaniose beim Menschen registriert, seit 1994 sind es bereits 4'000 Fälle pro Jahr (siehe WHO).

 

Verhalten

Phlebotomus sergenti ist:

 

  •  
  • anthropophil (den Menschen als 'Opfer') und zoophil (Säugetiere als 'Opfer' akzeptierend),

  • photophil (wird durch Glühlampenlicht angelockt),

  • endophil (in Räume fliegend), sowie

  • endophag (in Räumen Blut saugend) und exophag (im Freiland Blut saugend).

 

Sonstiges

Phlebotomus sergenti ist in Nordost-Griechenland heute als Ph. similisaufzufassen.

Phlebotomus sergenti habe ich in Nordost-Griechenland ausschließlich als höhlenbewohnende und innerhalb der Höhlen auch tagaktive Sandmückenart angetroffen (siehe meine Diss.). Das tagaktive Verhalten von Ph. sergenti, und das zeitgleiche Auftreten von Fledermausformationen in der Höhlen lassen die Vermutung zu, daß der Wirt von Ph. sergenti dort eine Fledermausart ist. In Marokko ist Ph. sergenti nachgewiesener Vektor von Leishmania tropica. In dieser Region zeigt Ph. sergenti ein stark ausgeprägtes anthropophiles Blutsaugverhalten und ist keinesfalls eine höhlenbewohnende Art, in Südost-Spanien ist Ph. sergenti wiederum als höhlenbewohnend bekannt. In Nordost-Griechenland, wie auch in Südost-Spanien ist bisher kein kutaner Leishmaniose-Fall (L. tropica) bekannt geworden. Nach Artemiev & Neronov kommt in Nordost-Griechenland, gar nicht Ph. sergenti, sondern die von dieser Art kaum zu unterscheidende Sandmücke Ph. similis vor. Depaquit et al. bearbeiteten in den letzten Jahren morphologisch und morphometrisch den taxonomischen Status von Ph. sergenti und Ph. similis. Sie kamen zu dem Entschluß, daß Ph. similis eine Nordost-Mediterrane Sandmückenart ist, mit einer geographischen Verbreitung von Jugoslawien, über Nordost-Griechenland und die West-Türkei bis nach Aserbaidshan.

Hier sei darauf hingewiesen, daß auch für Ex-Jugoslawien die als Ph. sergenti bestimmte Sandmückenart nun als Ph. similis aufzufassen ist.

 

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