Sandmücken und Leishmaniose

Verhaltensprophylaxe zum Schutz vor Sandmückenstichen

 


  

  • Impfschutz

 Ein Impfschutz gegen Leishmaniose ist derzeit nicht möglich, und wird auch weiterhin - trotz intensiver Forschung - auf sich warten lassen. Daher muß jeder Reisende in Leishmaniose-Endemiegebiete (also auch in allen Anrainerstaaten des Mittelmeeres) sich vor dem Stich vor Sandmücken selbst schützen.

  

 Im allgemeinen - und im besonderen für das Mittelmeergebiet - ist die Aktivität von Sandmücken auf die Dämmerungs- und Nachtstunden beschränkt (siehe auch Auftreten von Sandmücken). Eine Ausnahme bilden hier lediglich Höhlen (siehe Phlebotomus similis). Mit den ersten Stichen durch Sandmücken ist eine Stunde nach Sonnenuntergang zu rechnen. Die Sandmücken bleiben die ganze Nacht bis etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang stechaktiv. Weil Sandmücken relativ windempfindlich sind, treten sie in der Nähe von Stränden und zwei bis drei Meter über dem Boden meist nicht auf. Daher ist die Gefahr, Sandmücken in Schlafräumen ab dem zweiten Stockwerk anzutreffen, fast nicht gegeben - ausser Sandmücken werden künstlich mit Licht angelockt..

  

  • Attraktion durch Glühbirnenlicht

Sandmücken orientieren sich nachts optisch, und haben daher, gemessen an ihrer Gesamtgröße, sehr große Augen. Sandmücken reagieren auf Licht im Wellenbereich gelb-orange. Diese Wellenlängen werden von herkömmlichen Glühbirnen erzeugt. Aus eigenen Erfahrungen im mediterranen Raum weis ich, daß sich Sandmücken in Glühbirnen-beleuchtete Schlafzimmer bis in acht Meter Höhe anlocken lassen. Dieses künstliche Anlocken läßt sich einfach vermeiden, indem herkömmliche Glühbirnen durch Energiesparlampen, Neonlampen oder Quarzlampen ausgetauscht werden.

  

  • Flug-, Blutsaugverhalten

Sandmücken sind tollpatschige Flieger, d.h. im Gegensatz zu anderen Stechmücken oder sogar Bremsen, würde eine Sandmücke nie hinter Ihnen (oder Ihrem Hund) herfliegen. Weiterhin saugen Sandmücken 2 bis5 Minuten lang Blut, ausschließlich an weichen, dünnen Hautschichten (beim Hund hauptsächlich am Nasenrand und Augenbrauen). Der Stich ist schmerzhaft. Eine Sandmücke saugt nur dann Blut, wenn sie sicher sein kann, daß ihr Opfer auch wirklich schläft. Solange Sie sich (und Ihren Hund) in Bewegung halten, können Sie ohne Gefahr durch eine Sandmücke eine Leishmaniose zu erhalten, auch mitten in der Nacht spazieren gehen.

  

  • Repellentien

 Während kurzfristiger Aufenthalte (< 4 Stunden) nach Sonnenuntergang im Freien (z.B. der Grillabend oder der Tavernenbesuch), sollten jegliche unbedeckte Hautstellen mit einem Repellent (Insektenabwehrmittel, z.B.Autan®) besprüht oder eingerieben werden. Sandmücken stechen besonders gerne in die dünne Haut unserer Fußknochenregion, dieser Bereich ist also besonders zu beachten. Alle 4 Stunden muß dann nachimprägniert werden.

  

  • Moskitonetze

 Falls möglich, so sollten die Fenster und Türen am Urlaubsort mit feinmaschiger (0,4 mm Maschenweite) Moskitogaze bespannt sein. Hier eignen sich besonders Edelstahlgeflechte, die jedoch entsprechend teuer sind. Ein feinmaschiges Moskitonetz (0,4 - 0,6 mm Maschenweite) gehört zum allgemeinen Schutz von Insekten (auch Skorpionen und Hundertfüsslern) über jedes Bett. Im Mediterranen Raum sollte grundsätzlich unter Moskitonetzen geschlafen werden, weil Stechmücken zeitweise die Nachtruhe empfindlich stören, abgesehen von deren Potential Krankheiten, bakterielle Infektionen und allergische Stichreaktionen hervorrufen zu können. Moskitonetze aus Naturfasern sind synthetischen Netzen vorzuziehen, damit diese zusätzlich mit Insektenabwehrmitteln imprägniert werden können (z.B. Autan®, synth. Pyrethroide).

 Leider sind jedoch solche feinmaschigen Moskitonetze aus Kunststoffasern gefertigt, was eine nachträgliche Imprägnierung häufig unmöglich macht, da die Lösungsmittel in den Repellentien die Kunststoffasern - und damit das Netz - zerstören. Für jeden Hinweis, wo ein feinmaschiges (< 0,6 mm Maschenweite) Moskitonetz aus Naturfaser erhältlich ist, wäre ich dankbar (e-mail an:mich). Zum Bezug von Bettnetzen lohnt es sich hier nachzuschauen:http://www.moskitonetze.de.

 Es sollte auf Campen im Freien, sowie auf Rasten während nächtlicher Spaziergänge im Hinterland von Leishmaniose-Endemiegebieten verzichtet werden. Nach Sonnenuntergang sind chemische Repellentien zum Einsprühen oder Einreiben der Haut unverzichtbar.

 Weil die Benutzung von Moskitonetzen in einigen südlichen Ländern, wie z.B. Griechenland (- mir unverständlicherweise -) völlig unbekannt ist, müssen wir also als Urlaubsreisende ein solches Moskitonetz (samt Hammer und Öse zum Aufhängen) bereits vor Reiseantritt in unser Reisegepäck einplanen.

 Also müssen wir uns wohl derzeit mit einem herkömmlichen Moskitonetz begnügen. Dieses bietet allein leider nur einen etwa 68%igen Schutz (!) vor Mückenstichen. Diese geringe Schutzrate kommt daduch zustande, daß wir uns während des Schlafens pro Nacht bis zu 80 mal drehen und wenden, wodurch unsere Arme und Beine mit dem Moskitonetz in unmittelbare Berührung kommen, was Stechmücken gnadenlos ausnützen, und einfach durch das Netz stechen. In Regionen, in denen hauptsächlich Sandmücken als stechende Mücken vorkommen, ist der Schutz durch ein herkömmliches Moskitonetz (ca. 2-3 mm Maschenweite) gleich Null (!!). Die Sandmücken sind so klein, daß sie durch die Maschen dieses Moskitonetzes hindurchschlüpfen. Um uns in solchen Gebieten vor Sandmückenstichen zu schützen, müssen wir ein herkömmliches Moskitonetz mit einem Insektitzid imprägnieren.

  

  • Imprägnierte Moskitonetze

 In diesem Zusammenhang habe ich Moskitonetze mit dem synthetischen Pyrethroid Cyfluthrin (50 mg a.i./m2) imprägniert und gegen Sandmücken getestet. Als Ergebnis zeigte sich, daß ca. 90% der dieses imprägnierte Moskitonetz anfliegenden Sandmücken bei einem 8-minütigen Kontakt nach einer Stunde tod sind; bei einem Kontakt vom 15 Sekunden jedoch erst nach 8 bis 16 Stunden. Näheres hierzu siehe in  meiner Dissertation.

 Somit stellt sich hier abschließend die Frage, wie lange eigentlich eine Sandmücke benötigt, um durch die Maschen eines herkömmlichen Moskitonetzes zu schlüpfen, und es drängt sich der Appell an die Hersteller von Moskitonetzen auf, endlich imprägnierbare, feinmaschige Moskitonetze aus Naturfasern auf den Markt zu bringen. Mit solchen Netzen könnten dann auch die Eingänge von Zelten bespannt, und auch imprägniert werden. Somit wäre dann auch einem Camper die Gelegenheit gegeben, nachts einmal sein Zelt verlassen zu können, ohne daß gleich Horden hungriger Moskitos, die außen an der Eingangs-Moskitogaze sitzen, ins Zelt stürmen. Mit Insektiziden vorimprägnierte Moskitinetze sind ggf. unter http://www.tropicare.com zu beziehen.

  

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