Sandmücken und Leishmaniose

Die Labordiagnostik einer Leishmaniose beim Hund


  

 Im Labor erfolgt der Nachweis einer Leishmaniose meist durch serologischen Antikörpernachweis aus Blutserum. Zum Antikörpernachweis stehen zahlreiche Verfahren zur Verfügung (IFAT, ELISA, Dot-ELISA, DAT, Western-Blot). Der Tierarzt und Hundehalter bekommt einen sog. 'Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT)' als Ergebnis mitgeteilt. Die einzelnen Testverfahren sind untereinander jedoch nicht standardisiert, daher sind auch die Ergebnisse untereinander nicht vergleichbar. Die Sensitivität solcher Tests ist bei klinisch diagnostizierten Fällen hoch (> 95%), liegt bei asymptomatisch infizierten Hunden nur bei etwa 50% (falsch negativ). Zu falsch positiven Ergebnissen, einem leicht erhöhter Titer kann es auch bei nicht Leishmaniose-infizierten Hunden kommen, wenn andere parasitäre Importkrankheiten (Babesien, Trypanosomen, evtl. auch Ehrlichien) vorliegen.

 Alternativ oder parallel zur Serologie kann der direkte Erregernachweis (mikroskopisch oder durch Kultur) versucht werden. Hierzu ist Punktionsmaterial des Sternal- oder Hüftmarks oder von Lymphknoten nötig. Der mikroskopische Nachweis von Leishmanien in den Makrophagen funktioniert auch bei asymptomatisch infizierten Hunden gut, und ist dann im positiven Fall beweisend (diesen Nachweis führe ich auch selbst durch, weitere Infos nach e-mail an mich). Für den kulturellen Nachweis ist ein Punktat des Lymphonodus poplitheus (Kniekehllymphknoten) empfehlenswert.

 Als relativ sicher gilt das molekulare Nachweisverfahren mittels PCR (Polymerase Chain Reaction) aus Knochenmark. Diese Methode kann die Erbsubstanz einer einzelnen Leishmanie aus dem Knochenmark detektieren; derzeit stellt sich die Situation jedoch so dar, daß die PCR bei Hunden in bis zu 20% der Fälle falsch negativ sein kann. Der Grund hierfür liegt häufig in unkorrekter Probennahme des Punktats. Eine PCR kann auch mit Blut versucht werden, jedoch ist dann darauf zu achten, daß die Blutentnahme zwischen 22 und 24 Uhr stattfindet (!) - dies ist die Hauptstechzeit von Sandmücken, zur gleichen Zeit proliferieren Leishmanien ins Blut. Wird Blut in diesen nächtlichen Stunden entnommen, so sollte besonders bei Hunden, die aus Spanien, Griechenland oder Italien stammen, direkt mikroskopisch nach Filarien gesehen werden. Lebende Filarien sind dann einfach im Blut zu erkennen (100-fache Vergrösserung reicht).

 Einen weiteren deutlichen Hinweis auf eine Leishmaniose liefert die Eiweiß-Elektrophorese. Von besonderen Bedeutung ist hier ein sehr niedriger Albumin / Globulin - Quotient. Im Blutbild ist häufig ein niedriger Hämatokrit (prozentualer Anteil an Erythrozyten) und Hämoglobin-Anteil auffällig.

 Die diagnostischen Schwierigkeiten einer Leishmaniose beim Hund nehmen in Deutschland weiter zu. Bisher war es eher so, dass positive Leishmaniose-Hunde einen (falsch) negativen Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT) aufwiesen. In der letzten Zeit kam es vermehrt vor, dass bei Hunden ein erhöhter -oder gar hoher- LAT festgestellt wurde, sich aber letztendlich herausstellte, dass keine Leishmaniose vorlag. Ein Grund für derartige Fehldiagnostik liegt vermutlich in einer Infektion mit Ehrlichien, Babesien und/oder Filarien, evtl. auch weiteren Parasitosen - oder an fehlerhaften Diagnostikkits.

 Grundsätzlich sollte bei Hunden, die einen leicht positiven LAT aufweisen, dieser nochmals vor Therapiebeginn bei verschiedenen Diagnostiklaboratorien überprüft werden. Besonders gilt dies für Hunde, die keine klinischen (äusseren) Leishmaniose-Symptome aufweisen.

 Aus gegebenem Anlass gehen wir hier (in Bonn) bei unklaren Fällen folgendermassen vor:

  

  •  Der LAK wird erneut und doppelt bestimmt. Eine Probe (Blutserum) geht an ein Veterinärmed. Diagnostiklabor, die andere in die Humanmedizin.

  •  Ist eine der beiden (LAK) Proben positiv, wird das Knochenmark (alternativ Lymphknoten) punktiert. Auch hier wird mit zwei Proben, somit doppelt diagnostiziert. Von der einen Hälfte werden mikroskopische Direktpräparate angefertigt, die andere Hälfte wird benutzt, um ggf. Leishmanien in einem Spezialmedium anzuzüchten.

  •  Sind Leishmanien in dem Spezialmedium zu erkennen, so wird diese Kultur in ein universitäres Speziallabor nach Berlin (alternativ Montpellier oder Rom) versendet. Dort wird dann versucht, den Leishmania-Stamm zu identifizieren. Ist dies gelungen, so lässt sich eine Leishmaniose-Therapie auf genau diesen speziellen 'Fall' zuschneidern.

  

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