Sandmücken und Leishmaniose

Die Sandmückenart Phlebotomus tobbi

 


In der Originalbeschreibung von Adler at al. 1930 wurde Phlebotomus tobbi als die Variation Ph. perniciosus var. tobbi aus Persien und Palästina beschrieben.

  

Geographische Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Phlebotomus tobbi erstreckt sich im östlichen Mediterranen Raum vom ehemaligen Jugoslawien über Griechenland und die Türkei nach Syrien, Jordanien, Libanon und Israel. Für Italien ist Ph. tobbi auf Sizilien nachgewiesen. Ein weiteres, vermutlich geographisch getrenntes Vorkommen von Ph. tobbi findet sich westlich des Kaspischen Meeres in Transkaukasien und Aserbaidschan.

  

Vektorkompetenz

Phlebotomus tobbi ist nachgewiesener Vektor viszeraler Leishmaniose (Leishmania infantum) im östlichen Mediterranen Raum (Zypern) undnachgewiesener Vektor viszeraler Leishmaniose (Leishmania donovani) in Syrien.

1930, also noch in der gleichen Publikation, in der Ph. tobbi (Ph. perniciosus var. tobbi) von Adler et al. erstmals beschrieben wurde, berichteten die Autoren über die erfolgreiche Infektion von Ph. tobbi mit Leishmania donovani (= L. infantum) durch Kapillarfütterung. Es wurde dazu eine Leishmania-Kultur verwendet, die von einem Hund isoliert wurde, welcher durch direkte Inokulation von Blut eines Menschen (humane infantile Kala-azar) experimentell infiziert worden war. In der Natur wurde Ph. tobbi bisher noch nicht mit Leishmanien infiziert gefunden. Weiterhin erscheint Ph. tobbi als verdächtiger Leishmaniose-Vektor für Griechenland bei Lane und im WHO 'Technical Report', für Zypern bei Adler, sowie für den Süden und Südosten Serbiens bei Zivkovic.

1998 isolierten Rioux et al. Leishmania donovani (MON-3) in Syrien (Kassab Region) aus der Sandmücke Ph. tobbi.

2000 gelang Léger et al. die Isolation des Leishmania infantum- Zymodems (MON-1) aus der Sandmücke Ph. tobbi in dem Ort Armenochori auf Zypern.

  

Verhalten

Phlebotomus tobbi ist:

 

  •  
  • zoophil (Säugetiere als 'Opfer' bevorzugend),

  • photophil (wird durch das Licht von Glühlampen angelockt),

  • exophil (fliegt im Freien, und nicht in dunkle oder beleuchtete Räume),

  • daher exophag (im Freien Blut saugend).

  

Sonstiges

Das saisondynamische Auftreten

 Über das saisondynamische Auftreten von Phlebotomus tobbi in den verschiedenen Regionen seines Verbreitungsgebietes ist sehr wenig bekannt. In Aserbaidschan stellte Gadzhibekova 1983 fest, daß Ph. tobbi mit einem 'Peak' pro Saison auftrat, und in der gleichen Region Ph. perfiliewitranscaucasicus mit zwei 'Peaks'. Lane identifizierte 1984 32 von 34 Sandmücken, die im Oktober 1982 auf der griechischen Insel Lesbos gefangen wurden, als Ph. tobbi. Er schloß daraus, daß diese Sandmückenart zumindest auf den griechischen Inseln relativ häufig sei und daher als möglicher Vektor viszeraler Leishmaniose in Betracht zu ziehen wäre, weil es auf dieser Insel Leishmaniose gibt. Lane's Sandmückenfang steht im Gegensatz zu den Fängen von Léger et al., die im Juni 1977 in Kontinental-Griechenland nur 1% dieser Sandmückenart unter ihren Sandmückenfängen hatten. Lane glaubte, daß dieser Unterschied eher saisonbedingter als geographischer Natur sei. Biocca & Constantini fingen im Juni 1983 auf der griechischen Insel Zakinthos an vier aufeinander folgenden Tagen Sandmücken hauptsächlich aus Brunnen. Die Autoren stellten fest, daß in der ersten Fangnacht Ph. tobbi zahlreich gefangen wurden und in den folgenden drei Nächten hauptsächlich Ph. perfiliewi. Im Oktober 1994 wurden Sandmücken in drei aufeinander folgenden Nächten aus denselben Brunnen gefangen. Während dieser drei Fangaktionen wurde Ph. perfiliewi häufiger als Ph. tobbi gefangen. Aus dem Ergebnis, daß zahlreiche Sandmücken in den Brunnen gefangen wurden, schlossen Biocca & Constantini, daß solche Brunnen auch die Brutplätze von Sandmücken sein könnten. Schon 1986 hatten Garifallou et al.Ph. tobbi in großer Zahl aus Brunnen auf Zakinthos gefangen. Diese Autoren vermuteten daher dort Brutplätze der Sandmücken, wie auch 1996 Chaniotis & Tselentis für ganz Griechenland.

 Während meiner Feldarbeit in Griechenland wurde eine zweijährige Saisondynamik von Ph. tobbi in Polichrono (Kassandra, Chalkidiki) aufgenommen (siehe meine Diss.). Über die gesamte Saison 1994 wurden an einem Standort 6'666 Exemplare von Ph. tobbi mit einer Lichtfalle gefangen. Ph. tobbi bildete drei klare, von einander deutlich getrennte Generationen. Die einzelnen Generationen von Ph. tobbi traten nicht gleichzeitig mit den beiden Ph. perfiliewi- Generationen auf, sondern wechselten sich ab. Erst Ph. tobbi, dann Ph. perfiliewi, dann wieder Ph. tobbi gefolgt von Ph. perfiliewi, und nocheinmal Ph. tobbi. Mit dieser Erkenntnis können die oben erwähnten, von anderen Autoren beobachteten Phänomene bzgl. des mengenmäßig stark unterschiedlichen Auftretens von Ph. tobbi und Ph. perfiliewi an gleichen Orten aber zu unterschiedlicher Jahreszeit erklärt werden.

 

Die Brutplätze von Phlebotomus tobbi

 Während meiner Untersuchungen konnten zwei verschiedene Brutplätze von Ph. tobbi durch Präimaginalfunde (Auffinden von Larven oder Puppen) beschrieben werden (siehe meine Diss.). Bei dem einen Brutplatz handelt es sich um einen Talgraben bei Plagiari, in dem eine Puppe gesammelt werden konnte, die sich später zu einer männlichen Ph. tobbi- Mücke entwickelte. Der andere Brutplatz ist ein Brunnen in Kriopigi, in dem in 50 cm Tiefe eine Ph. tobbi- Larve, sowie zehn Sergentomyia minuta bzw. Se. dentata- Larven (genaueres siehe dort) im Erdreich gefunden wurden. Somit kann hier die Vermutung der oben genannten Autoren bestätigt werden, daß Brunnen die Brutplätze von Ph. tobbi sind, darüber hinaus auch Talgräben, wie auch bei Ph. perfiliewi.

 

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